1. Juni 2015

"Die Erfindung der Flügel" von Sue Monk Kidd


Die elfjährige Sarah, wohlbehütete Tochter reicher Gutsbesitzer, erhält in Charleston ein ungewöhnliches Geburtstagsgeschenk – die zehnjährige Hetty »Handful«, die ihr als Dienstmädchen zur Seite stehen soll. Dass Sarah dem schwarzen Mädchen allerdings das Lesen beibringt, hatten ihre Eltern nicht erwartet. Und dass sowohl Sarah als auch Hetty sich befreien wollen aus den Zwängen ihrer Zeit, natürlich auch nicht. Doch Sarah ahnt: Auf sie wartet eine besondere Aufgabe im Leben. Obwohl sie eine Frau ist. Handful ihrerseits sehnt sich nach einem Stück Freiheit. Denn sie weiß aus den märchenhaften Geschichten ihrer Mutter: Einst haben alle Menschen Flügel gehabt …

Meine Meinung

Im Mittelpunkt der Geschichte stehen die beiden Mädchen Sarah und Handful. Zwei Mädchen, die auf komplett verschiedenen Seiten des Lebens stehen. Die Eltern von Sarah gehören zur höheren Gesellschaft von Charleston. Handful hingegen befindet sich gemeinsam mit ihrer Mutter als Sklavin im Besitz der Familie Grimké. Die Geschichte wird abwechselnd aus der Sicht von Sarah und Handful erzählt. Zusätzlich unterteilt sich das Buch in mehrere Zeitabschnitte, wodurch man sich Schritt für Schritt in die Zukunft bewegt. Auf diese Weise hat man als Leser die Entwicklung der beiden Mädchen genau vor Augen. Den gesamten Weg, von der Kindheit bis hin zur erwachsenen Frau.

Der Schreibstil von Sue Monk Kidd entspricht, nehme ich an, der damaligen Zeit. Zusammen mit den Protagonisten befinden wir uns nämlich zu Beginn des 19.Jahrhunderts. Die Sklaverei in den Vereinigten Staaten hat furchtbare Ausmaße angenommen. Aber auch gegnerische Gruppierungen kristallisieren sich heraus. Viele Begriffe waren für mich ungewohnt und unbekannt. Die Formulierungen und Ausdrücke machen an einigen Stellen deutlich, dass die Geschichte nicht in der Gegenwart spielt. Hiermit hatte ich jedoch etwas zu kämpfen. Es war zwar entsprechend der Umstände gut gewählt, hat mich persönlich aber relativ häufig im Lesefluss gestört.

Was für mich Die Erfindung der Flügel zu etwas Besonderem macht, sind die außerordentlich starken Frauen! Und hierzu zähle ich nicht nur die Hauptprotagonistinnen. Auch Angelina, die Schwester von Sarah und Charlotte, die Mutter von Handful, haben meine Hochachtung verdient. Obwohl alle ihre Ängste haben, strahlen sie doch unfassbar viel Mut aus. Sie schrecken nicht davor zurück, etwas zu verändern und sich dadurch gegen die Gesellschaft aufzulehnen. Hinzukommt, dass man auf jeder einzelnen Seite spürt, wie viel Arbeit die Autorin in dieses Werk gesteckt hat. Sie muss im Vorhinein unheimlich viel recherchiert haben, da die Handlung in einigen Eckpunkten auf wahren Begebenheiten beruht. Die Grimké-Schwestern haben sich für die Abschaffung der Versklavung eingesetzt. Zusätzlich haben sie sich für die Rechte von Frauen stark gemacht und mit ihren Reden sowie ihrem Engagement einen Stein ins Rollen gebracht. Ein weiterer Blick auf die genauen Hintergründe lohnt sich in diesem Fall!

Die Autorin verknüpft gekonnt wahre historischen Begebenheiten mit einer fiktiven Handlung. Hierdurch hat sie ein eindrucksvolles Werk geschaffen, an das man sich noch lange nach dem Lesen zurückerinnern wird.


weitere Meinungen zum Buch: Zwei Sichten auf Bücher | The emotional life of books 
ISBN: 978-3-442-75485-4 | übersetzt von: Astrid Mania | Verlag: btb
Preis: € 19,99 | Format: Hardcover | Seitenzahl: 496
Meine Bewertung: 4 von 5 Sterne | Will ich kaufen!
Vielen Dank an den btb Verlag für das Rezensionsexemplar!


7 Kommentare:

  1. Liebe Juliana,

    danke für diese schöne Rezension. Das Buch verweilt noch auf meinem SuB und bisher war ich unschlüssig, ob es etwas für mich sein könnte, da ich historische Romane (hier im weiteren Sinne) eigentlich nicht so mag. Aber deine Rezension macht wirklich Lust auf die Geschichte, da ich auch eine Schwäche für starke Protagonisten habe.

    Liebe Grüße
    Evi

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    1. Liebe Evi,

      du glaubst gar nicht, wie sehr ich mich gerade über deinen Kommentar freue! Und vor allem freut es mich natürlich, dass ich durch meine Rezension deine Neugierde auf dieses Buch steigern konnte. Starke Protagonisten sind wunderbar. Und auch wenn ich nicht zu 100 % warm wurde mit dem Schreibstil. war es doch alles andere als langweilig. Die einzelnen Persönlichkeiten aus diesem Buch werde ich auf jeden Fall noch lange im Gedächtnis behalten!

      Vielleicht magst du mir ja berichten, wie es dir gefallen hat. sobald du es gelesen hast!

      Liebe Grüße
      Juliana

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    2. Liebe Juliana,

      das mache ich auf jeden Fall! Kann sich nur um Monate handeln bis es endlich dran ist auf meiner Leseliste :-)

      Liebe Grüße
      Evi

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    3. Ich warte geduldig :)

      Liebe Grüße
      Juliana

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  2. *seufz* Deine Rezension hat mich jetzt echt nachdenklich gestimmt. Eigentlich mag ich so historisches ja nicht so besonders, aber die Geschichte hört sich so mega toll an. Deine Begeisterung konnte ich praktisch greifen und jetzt möchte ich es schon lesen, obwohl ich echt Schiss habe, dass mich die historischen Sachen langweilen werden.
    Halten die sich denn in Grenzen?
    Würdest du mir, kein Fan von historischen Romanen, empfehlen?

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    1. Mit rein historischen Romanen habe ich selbst auch noch nicht viel Erfahrung. Bisher waren es wenn dann meist Bücher, die zwischen der Gegenwart und Vergangenheit hin und her springen.
      Ich muss dazu sagen, dass es mich zwar nicht gelangweilt hat, aber es sich zwischendurch doch manchmal gezogen hat, lag aber für mich wahrscheinlich auch an dem "ungewohnten" Schreibstil bzw. der Sprache von damals. Trotzdem ist es aber eine sehr beeindruckende Story, deshalb schnupper doch mal in die Leseprobe rein und schau, ob es dir zusagt! Ich werde das Buch auf jeden Fall nicht so schnell vergessen. Und das absolut im positiven Sinne ;)

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    2. Kitty, ich mag historische Bücher auch GAR NICHT, und mir hat dieses Buch gefallen :)
      Versuch es einfach mal :D

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