4. März 2016

Leserückblick Januar & Februar 2016


Januar 2016

J. Paul Henderson: Letzter Bus nach Coffeeville
Sperrfrist - erscheint am 23. März 2016

Buchtipp Sarah Kuttner: 180 Grad Meer
Stürmisch und wild. Wie ein kalter, regnerischer Tag am Meer. Einfach nur die Seiten aufschlagen und sich die ehrlichen Worte ins Gesicht peitschen lassen.

Jean-Paul Didierlaurent: Die Sehnsucht des Vorlesers
Unaufdringlich, leicht und ein kleines bisschen romantisch. Französisches Flair inklusive!

Holly Seddon: Locked in - Wach auf, wenn du kannst
Sperrfrist - erscheint am 14. März 2016

Buchtipp Benedict Wells: Vom Ende der Einsamkeit
Ein tragischer Unfall, der die drei Geschwister Jules, Marty und Liz in verschiedene Richtungen lenkt. Welche Erlebnisse wirken sich wie auf den eigenen Lebensweg aus? Inwieweit hat man vieles selbst in der Hand? Tiefsinnig, erwachsen und brillant erzählt!

J.S. Carol: Fürchte dich
Eine Geiselnahme, die ganz Hollywood durcheinander wirbelt und die dortigen Machenschaften in Frage stellt. Interessante Idee, die für mich an der fehlenden Spannung gescheitert ist.

Owen Sheers: I Saw a Man
Eine Geschichte, die sich mit den Entscheidungen befasst, die sich auf dramatische Weise auf das Leben anderer auswirken. Ein Domino-Effekt, der die Frage aufwirft, ob es das Schicksal tatsächlich gibt oder doch vieles nur dem Zufall zuzuschreiben ist.

 

Februar 2016

Buchtipp Thomas Glavinic: Das größere Wunder
Jonas nimmt an einer waghalsigen Expedition zum Gipfel des Mount Everest teil. Auf dem Weg nach oben lässt er sein Leben Revue passieren. Besonders einschneidende Erlebnisse ebenso wie scheinbar Kleinigkeiten, die dennoch von großem Wert sind. Während des Lesens hatte ich das Gefühl live dabei zu sein. Ein unbeschreibliches und unvergessliches Gefühl!

Abbas Khider: Ohrfeige
Karim ist vor über drei Jahren nach Deutschland geflohen. Die wahren Gründe für seine Flucht bleiben zunächst im Hintergrund, haben mich später aber sehr betroffen gemacht. Abbas Khider zeigt, was für persönliche Geschichten Menschen in ein neues Land führen und dass diesen meist viel zu wenig Beachtung geschenkt wird. Auf jeden Fall ein Buch, dass gerade in Hinblick auf die derzeitige Situation gelesen werden sollte!

Buchtipp Emanuel Bergmann: Der Trick
Erzählt wird die Geschichte von Mosche und Max. Der eine wächst zur heutigen Zeit in Los Angeles auf, der andere in Prag und erlebt dort was es heißt als Jude ausgegrenzt und verfolgt zu werden. Zwei Welten, die nicht unterschiedlicher sein könnten und sich trotz allem eines Tages überkreuzen. Mir hat das Erstlingswerk von Emanuel Bergmann auf traurige und schöne Art und Weise glänzende Augen beschert!

Thomas Montaner: Ein ganz besonderes Jahr
Eine Tante, die sich aus dem Staub macht und ihrer Nichte Valerie für eine ungewisse Zeit die Buchhandlung überlässt. Dort entdeckt sie ihre Liebe zur Literatur und kommt in den Genuss eines ganz besonderen Jahres. Obwohl der Tiefgang fehlte, war es schöne, leichte Unterhaltung!

Jeannette Walls: Schloss aus Glas
Ein autobiografisches Werk, dass niemanden kalt lässt. Jeannette Walls berichtet in diesem Buch sehr eindrücklich von ihrer Kindheit. Der Vater verspricht den ganz großen Durchbruch, bricht aber immer wieder unter seiner Alkoholsucht zusammen. Die Mutter sieht sich als Künstlerin und verschließt die Augen vor der knallharten Realität. Von Grund auf ehrlich geschrieben ohne irgendetwas zu beschönigen!

Buchtipp Benedict Wells: Fast genial
Eigentlich möchte Francis nur wissen, wer er selbst ist und macht sich deshalb auf die Suche nach seinen Wurzeln. Bei der Frage nach seinem Vater tappte er bislang nämlich im Dunkeln. Zusammen mit Anne-May, die suizidgefährdet ist, und Glover, der bisher vor fast allem Angst hatte, verwandelt sich das ganze Unterfangen in einen abenteuerlichen Roadtrip.

Peter Stamm: Weit über das Land
Gut möglich, dass viele Menschen zwischendurch den heimlichen Wunsch haben, einfach mal alles hinter sich zu lassen. Ohne Rücksicht auf irgendwelche Verpflichtungen. Nicht länger darüber nachdenken. Aus dem Alltag ausbrechen. Thomas macht genau das. Trotz Familie und gut bezahltem Job. Er steht auf und geht. Sein Ausbruch wird relativ emotionslos beschrieben. Auf mich wirkten die Formulierungen daher meist zu abgehackt, was kein richtiges Lesevergnügen aufkommen ließ.


29. Februar 2016

Emanuel Bergmann: Der Trick



Wer steckt hinter dem Namen Emanuel Bergmann? Bis vor wenigen Wochen hätte ich bei dieser Frage noch ahnungslos mit den Schultern gezuckt. Das hat sich nun geändert und ich bin glücklich vorab in diesen Lesegenuss gekommen zu sein. Seit dem 24. Februar liegt sein Debütroman „Der Trick“ nun auch in allen deutschen Buchhandlungen und es freut mich, dass ich euch dieses zauberhafte Buch vorstellen darf.

Insgesamt gibt es zwei Handlungen, die sozusagen parallel verlaufen, obwohl sie zunächst sowohl zeitlich als auch räumlich weit voneinander entfernt sind. Je mehr man liest, desto näher rücken die beiden Handlungsstränge, sodass schnell klar wird, dass sie sich höchstwahrscheinlich zu einem bestimmten Zeitpunkt überkreuzen werden. Um euch einen ersten Einblick in die Ausgangssituation zu gewähren, möchte ich kurz näher auf die verschiedenen Perspektiven eingehen.

Den zehnjährigen Max Cohn beschäftigt vor allem eine Sache. Nämlich die drohende Scheidung seiner Eltern. Verständlicherweise möchte er das nicht wahrhaben und alles unternehmen, um diesen Riss in der Familie zu verhindern. Als er auf der Schallplatte des Großen Zabbatini einen Liebeszauber entdeckt, steigen seine Hoffnungen plötzlich enorm. Hals über Kopf macht er sich auf die Suche nach dem Zauberer.

Das Leben von Mosche Goldenhirsch beginnt bereits lange bevor Max das Licht der Welt erblickt. Mit Fünfzehn taucht der Sohn eines Rabbiners zum ersten Mal in die magische Welt des Zirkus ab. Gebannt verfolgt er die Künste des „Halbmondmanns“, die ihn zutiefst beeindrucken und in ihm einen Schalter umlegen. Von nun an erhält sein Leben einen vollkommen neuen Sinn. Es führt ihn auf einen Weg, der zu Zeiten des 2.Weltkrieges und der Judenverfolgung über Leben und Tod entscheiden wird.

Bei manchen Büchern muss ich nicht viel überlegen. Ich lege sie zur Seite und will meine Gedanken am liebsten sofort und auf der Stelle niederschreiben. Die Wörter purzeln nur so aus mir heraus und sind kaum zu stoppen. „Der Trick“ ist so ein Buch, aber irgendwie auch wieder ganz anders. Die Begeisterung ist groß, kommt jedoch viel ruhiger, ausgeglichener daher.

Die Geschichte von Mosche und Max verdeutlicht, wie außerordentlich wichtig es ist, an Träume und Wünsche zu glauben. Den Glauben an sich selbst und das eigene Dasein niemals zu verlieren. Sie handelt von Liebe und Freundschaft. Vom engen Zusammenhalt innerhalb der Familie, der durch nichts zu ersetzen ist. Von Vertrauen und Mut in schwierigen oder gar dramatischen Lebenssituationen. Von traurigen und lustigen Zeiten. Ich könnte noch eine ganze Weile so weitermachen. In diesem Buch stecken einfach unheimlich viele Facetten, die es zu entdecken lohnt und die mich exakt aus diesem Grund an die Seiten gefesselt und bereichert haben.

Vor allem auf den letzten Seiten hat das Geschehen seinen wahren Zauber entfaltet. Da schlugen die Gefühle ein wie ein Blitzschlag. Ich habe mich dabei ertappt, wie ich im einen Moment Tränen runterschlucken musste und sich im nächsten schon wieder ein Lächeln in meinem Gesicht ausbereitete. Ab diesem Augenblick gab es nur noch einen einzigen Gedanken: Lest es! Bitte lest dieses Buch! Und an dieser Stelle darf sich gerne jeder angesprochen fühlen. Ohne Ausnahme.


23. Februar 2016

Jahr des Taschenbuchs - Februar 2016

organisiert von Petzi und Ramona
„Isabel & Rocco“ von Anna Stothard

Isabel und Rocco sind Geschwister, fast gleichaltrig; als Kinder wild und unbezähmbar, sind sie als Heranwachsende zu einer undurchdringlichen Einheit geworden. In der Vertrautheit ihrer Dachkammer und im gegenseitigen blinden Verständnis finden sie Zuflucht vor der turbulenten Beziehung ihrer Eltern: Zwischen den dramatischen Höhe- und Tiefpunkten der Ehe stehen sie sich in einem unnachgiebigen Kampf gegenüber: »Als wir älter wurden, gab es nicht mehr uns vier, sondern nur noch wir gegen sie.« Schließlich geschieht das Undenkbare: Die Eltern verlassen das Haus, und Isabel und Rocco sind auf sich allein gestellt. Die Grenze zwischen erlaubt und unerlaubt wird plötzlich ein gefährlich schmaler Grat ...

Wenn ich ehrlich bin, macht mich die Inhaltsangabe etwas unsicher. Trotzdem bin ich neugierig und möchte schauen, was mich hier erwartet. Sobald ich es lese wird sich zeigen, ob ich thematisch damit klar komme oder nicht.

„Brooklyn Brothers“ von Jason Starr

Ganz Brooklyn ist aus dem Häuschen: Baseball-Star Jake Thomas, der hier aufgewachsen ist, hat einen Besuch angekündigt. Nur einer freut sich nicht: sein alter Kumpel Ryan Rossetti. Jake hat alles, wovon er und Ryan geträumt haben, als sie in ihrer Jugend zusammen Baseball spielten: den Ruhm, das Geld, jede Menge Frauen – dabei ist er seit der Highschool mit der schönen Christina zusammen. Ryan dagegen musste nach einer Verletzung seine Sportkarriere aufgeben und hält sich mit Malerarbeiten über Wasser. Was Jake aber nicht weiß: Ryan liebt Christina, und Christina liebt ihn. An diesem Wochenende will sie endlich mit Jake Schluss machen. Doch der hat andere Pläne: Die Bekanntgabe seiner Verlobung wäre die perfekte Schlagzeile, um einen drohenden Sex-Skandal abzuwenden. Wird Ryan diesmal Jake ausstechen? Als die Rivalen auch noch zwischen die Fronten einer Gang-Fehde geraten, brennt so manche Sicherung durch.

Im Diogenes Verlag erschienen. Von Jason Starr geschrieben. Das sind zwei schlagfertige Argumente, die für mich vollkommen ausreichen.

„Pink Hotel“ von Anna Stothard

Sie ist 17 und gerade von der Schule geflogen, als zu Hause in London das Telefon klingelt: Ihre Mutter Lily ist tot. Lily, von der sie seit ihrer Kindheit nichts mehr gehört hat. Zwanzig Stunden und eine geklaute Kreditkarte später steht das Mädchen im Schlafzimmer ihrer Mutter, im obersten Stock des Pink Hotels in Venice Beach. Unten verebben die Ausläufer der exzessiven Party, die Lilys Totenwache gewesen war. Mit einem Koffer schleicht sie sich aus dem Hotelzimmer. Darin sind nicht nur Lilys Kleider, sondern mehr, als sie zu hoffen wagte: eine Spur in das aufregende Leben ihrer Mutter und zu den Männern, die sie geliebt haben. Ein Sommer in L.A. macht aus der Reise in die Vergangenheit den Beginn eines neuen Lebens und einer großen Liebe.

Das hört sich für mich nach einer Reise an, die voller Abenteuer steckt, aber die Protagonistin vermutlich auch an persönliche Grenzen führt. Daher darf es in meinem Regal nicht fehlen und ich bin schon gespannt, ob der Inhalt tatsächlich so sommerlich ist wie es die Abbildung auf dem Cover vermuten lässt.

„Blasmusikpop“ von Vea Kaiser

Ein 14,8 Meter langer Fischbandwurm, eine Seifenkiste mit Kurs auf den Mond, ein ungeahnt attraktiver Mönch im Jaguar, eine schwangere Dorfprinzessin, eine altphilologische Geheimgesellschaft, eine nordicwalkende Mütterrunde, ein Jungfußballer mit dem Herz am rechten Fleck, eine sinistre Verschwörung der Dorfältesten sowie jede Menge poppige Blasmusik gehören zum einzigartigen Mikrokosmos dieses Romans, der durch seine Liebe für leuchtende Details und skurrile Begebenheiten, durch seinen erzählerischen Furor und seine Vielstimmigkeit besticht. Vea Kaiser gelingt mit dreiundzwanzig Jahren ein wagemutiges, herausragendes Debüt. Dieser Roman wird Sie verzaubern.

Eigentlich wollte ich es zuerst mit „Makarionissi" probieren. Nun ist mir in der Buchhandlung überraschend ihr Debütroman in die Hände gefallen. Die Inhaltsangabe klingt etwas ungewöhnlich und schräg, aber ich bin mir sicher, dass sich dahinter eine sehr besondere Geschichte verbirgt, die ich möglichst bald für mich entdecken möchte.

„Ehre“ von Elif Shafak

Als sie mit ihrem Mann und ihren drei Kindern von Istanbul nach London zieht, erhofft sich Pembe ein erfüllteres Leben. Doch in der fremden Welt zerreißt es die Familie, die weder den Ansprüchen ihrer alten noch der neuen Kultur gerecht zu werden scheint. Pembes Tage sind düster – bis sie den weltoffenen Elias kennenlernt. Sie teilen die Liebe zum Kochen, und Elias zeigt Pembe neue Horizonte auf, geprägt von Zärtlichkeit, Rücksichtnahme und Verständnis. In der Heimat zurückgelassen hat Pembe ihre Zwillingsschwester Jamila, die dort im Einklang mit der Natur ein einsames Dasein fristet. Jamila spürt, dass sich mit der neuen Bekanntschaft Pembes ein schreckliches Unheil anbahnt, und sie entschließt sich zu einer folgenschweren Reise nach London.

Seit Wochen oder gar Monaten drehe ich meine Kreise um Elif Shafak. Immer wieder habe ich ihre Bücher in die Hand genommen. Mir die Klappentexte und sogar die ersten Seiten durchgelesen. Jetzt habe ich mir eins ihrer Werke gekauft. Was für ein Glück! Schon die ersten Seiten geben mir das Gefühl, genau die richtige Entscheidung getroffen zu haben.

Welches der Bücher kennt ihr und wie ist eure Meinung dazu?