12. Mai 2015

Rezension: Das Institut der letzten Wünsche
von Antonia Michaelis


Aber was ist überhaupt der Tod? Ein Teil des Lebens? 
Oder ist das Leben eher ein Teil des Todes?
- Seite 65 -

Kurzbeschreibung

Die verträumte Mathilda arbeitet für eine Organisation, die sterbenden Menschen ihre letzten Wünsche erfüllt. Ein letztes Mal Schneeflocken spüren mitten im Hochsommer, Maria Callas live erleben oder in einem stillgelegten Vergnügungspark Riesenrad fahren – alles kein Problem, kleine Tricks inbegriffen. Das ändert sich, als Mathilda Birger begegnet. Er wünscht sich, vor seinem Tod noch einmal seine frühere Freundin Doreen und ihr gemeinsames Kind wiederzusehen. Mathilda soll sie für ihn suchen – nur will sie Doreen eigentlich gar nicht finden, denn sie hat sich auf den ersten Blick in Birger verliebt.

Meine Meinung

Von Antonia Michaelis habe ich bereits Der Märchenerzähler gelesen. Eine Geschichte, die sich während und nach dem Lesen schwer auf mein Herz gelegt und mich mit seinem Ende völlig sprachlos gemacht hat. Die Autorin hat einen sehr bedeutungsvollen und poetischen Schreibstil. Diese einzigartige Erzählweise zieht sich auch durch Das Institut der letzten Wünsche. Auf diese Weise haucht Antonia Michaelis den Charakteren Leben ein und nimmt den Leser auf eine tiefsinnige Reise mit.

Es ist eine Reise, die sich mit dem Leben beschäftigt und allem was dazu gehört. Alle Hochs und Tiefs. Alle Schicksalsschläge und Steine, die einem in den Weg gelegt werden. Aber auch die Frage, welche Bedeutung der Tod im Leben hat und wie man damit umgeht, spielt eine zentrale Rolle in diesem Buch. Wie es der Titel bereits andeutet,beschäftigt sich Mathilda zusammen mit Ingeborg mit den letzten Wünschen anderer Menschen. Menschen aus allen Altersgruppen. Menschen, die mit hoher Wahrscheinlichkeit innerhalb des nächsten halben Jahres sterben werden.

Alle Personen werden sehr realitätsnah und liebevoll beschrieben. Sie haben einen wunderbaren Sinn für Humor. Und trotzdem trägt jeder auch seine persönliche Lebensgeschichte mit sich herum. Mit Ecken und Kanten. Es geht eine wahnsinnige Authentizität von den einzelnen Protagonisten aus. Was mich vor allen Dingen berührt hat, war die Melancholie, die man immer wieder zwischen den Zeilen findet. Gerade Mathilda ist eine Person, die sich über vieles den Kopf zerbricht und dadurch manchmal kaum zur Ruhe kommt. Ihre Gedankengänge und ihr Handeln wirken ab und zu verwirrt, chaotisch und vielleicht auch ein klein wenig abstrus. Sie ist aber trotzdem oder möglicherweise gerade deshalb ein sehr sensibler und ehrlicher Mensch. Ähnliches gilt für die vielen anderen Persönlichkeiten, die in diesem Buch nicht zu kurz kommen und ebenso im Vordergrund stehen. Keiner wird besonders hervorgehoben oder vernachlässigt. Vielmehr kommt jedem einzelnen eine gleichermaßen bedeutende Rolle zu.

Antonia Michaelis ist eine Autorin, die viele Dinge hinterfragt und nicht alles einfach als gegeben hinnimmt. Sie hat mich damit als Leser unmittelbar angesprochen, sodass ich mich ebenfalls automatisch mit den Fragen nach dem Sinn des Lebens und dem Danach auseinandergesetzt habe. Wie geht man damit um, dass das Leben zeitlich begrenzt ist? Und wofür würde man sich entscheiden, wenn man irgendwann noch einen allerletzten Wunsch äußern könnte?

Das Institut der letzten Wünsche ist ein Buch, dass sich mit keinem leichten Thema beschäftigt. In manchen Momenten gelingt es der Autorin diese schwierigen Fragen auf eine lockere Art und Weise in den Raum zu werfen. In anderen Momenten hat mir die stets allgegenwärtige Melancholie ein wenig zu schaffen gemacht. Es ist eine Geschichte, die einen nicht unberührt lässt und die einen auch nach dem Lesen noch begleitet. 



Preis: € 19,99 | Format: Hardcover | Seitenzahl: 496
ISBN: 978-3-426-65365-4 | Will ich kaufen!
Vielen Dank an Knaur für das Rezensionsexemplar!


2 Kommentare:

  1. Tolle Rezi, Liebes, die ich genau so unterschreiben kann. Ich denke, wenn die Autorin nicht mal ein bisschen "Witz" (Wenn man das überhaupt so nennen kann) reingebracht hätte, wäre mir die Melancholie auch ein bisschen zu heftig gewesen, aber so hat sie einen echt guten Mittelweg gefunden, wie ich finde.

    Antonia Michaelis ist eine Autorin, die viele Dinge hinterfragt und nicht alles einfach als gegeben hinnimmt.
    Toller Satz: Absolut treffend formuliert! :)
    Hab einen schönen Tag
    GlG
    Kitty ♥

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    1. Vielen, vielen Dank für deine lieben Worte Kitty :) da hast du absolut recht, es war gut, dass es auch Momente gab, die einen Schmunzeln lassen. Vor allem was Eddie betrifft ging es mir häufig so, der hat das zusätzlich aufgelockert.

      Liebste Grüße und dir noch einen schönen Abend
      Juliana <3

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