9. April 2015

Rezension: Die letzten Tage von Rabbit Hayes von Anna McPartlin


Kurzbeschreibung

Stell dir vor, du hast nur noch neun Tage. Neun Tage, um über die Flüche deiner Mutter zu lachen. Um die Hand deines Vaters zu halten (wenn er dich lässt). Und deiner Schwester durch ihr Familienchaos zu helfen. Um deinem Bruder den Weg zurück in die Familie zu bahnen. Nur neun Tage, um Abschied zu nehmen von deiner Tochter, die noch nicht weiß, dass du nun gehen wirst ...

Meine Meinung

In dem neuesten Werk von Anna McPartlin lernt man Rabbit Hayes näher kennen, die eigentlich Mia heißt. Ihr Schicksal trifft einen sofort auf der ersten Seite, im ersten Satz mitten ins Herz. Ein gnadenloser Schlag ins Gesicht. Die Diagnose Krebs zieht einem knallhart den Boden unter den Füßen weg und so war für mich eigentlich schnell klar, dass ich eine äußerst bedrückende Geschichte in den Händen halte.

Jede Minute ist kostbar.

Das kleine Wörtchen „eigentlich“ darf bei diesem Buch jedoch nicht einfach unter den Tisch gekehrt werden. Selbstverständlich nimmt einen die Handlung mit. Ich kann mir nicht vorstellen, dass einen so etwas kalt lässt. Gemeinsam mit Familienmitgliedern und Freunden begleitet man Rabbit auf ihren letzten Tagen, verbringt viel Zeit mit ihr im Hospiz und man hat Angst davor, dass diese Zeit zu Ende geht. Ich wusste, dass es im Grunde kein gutes Ende nehmen wird. Man spürt die tiefe Verzweiflung der Protagonisten. Rabbit ist Tochter, Schwester, Mutter und beste Freundin. Während des Lesens erlebt man wie unterschiedlich ihre Liebsten mit ihrem Gesundheitszustand und der gesamten Situationen umgehen. Jeder auf seine Weise. Und das es schwer fällt eine geliebte Person gehen zu lassen, kann wahrscheinlich jeder nachempfinden. Etwas, das bestimmt jeder schon selbst am eigenen Leib zu spüren bekommen hat. Aber trotzdem muss ich sagen, dass es der Autorin unfassbar gut gelungen ist, all das auf eine liebevolle Art zu beschreiben ohne zu sehr auf die Tränendrüse zu drücken. Es gab genug Momente, in denen ich mir nicht sicher war, ob ich nun weinen oder lachen soll. Schlussendlich hat bei mir dann aber tatsächlich meistens das Lachen überwogen. Auch wenn es nicht selten ein leicht gequältes Lachen war, bei dem man sich fragt, ob es nun angebracht ist oder nicht. Hierdurch wurde die traurige Thematik etwas abgemildert und man spürt, dass es nicht nur um den Tod geht, sondern viel eher darum, das Leben das man hat, in vollsten Zügen zu genießen.

Menschen, auf die Verlass ist.

Damit verbunden hat es Anna McPartlin geschafft Charaktere ins Leben zu rufen, die man einfach gern haben muss. Ob es die Erwachsenen sind oder die Neffen von Rabbit. Bei allen handelt es sich um loyale, ehrliche und humorvolle Menschen. Ihre Mutter Molly, die alles daran setzt das Unausweichliche abzuwenden, sticht besonders hervor. Sie ist eine wahre Löwenmutter, die alles für ihre Kinder gibt und die sich von nichts unterkriegen lässt. Juliet, die 12-jährige Tochter von Rabbit, tritt mit einer solchen Stärke auf, dass ich manchmal ins Staunen gekommen bin. Sie ist eine große Kämpferin, die ihrer Mutter in jedem noch so schlimmen Moment zur Seite steht. Bei jeder Seite, die man umschlägt, ist deutlich erkennbar, wie groß der Zusammenhalt in der Familie Hayes ist. Wie eng sie miteinander verbunden sind. Die Autorin sorgt dafür, dass nicht nur Rabbit im Mittelpunkt steht, sondern alle Hayes inklusive guter Freunde, auf die man sich sowohl in guten als auch in schweren Zeiten verlassen kann.

Wer denkt, dass Die letzten Tage von Rabbit Hayes nur von Trauer und Angst erzählt, liegt falsch. Vielmehr ist es eine emotionale Geschichte, die von Familienglück und tiefer Freundschaft handelt. Eine Geschichte, die zwar oft etwas traurig stimmt, einem im nächsten Moment aber gleich wieder ein Lächeln ins Gesicht zaubert.


Preis: € 12,00 | Format: Taschenbuch | Seitenzahl: 464  
ISBN: 978-3-499-26922-6 | Bewertung: 4 Sterne | Will ich kaufen!
Vielen Dank an den Rowohlt Verlag für das Rezensionsexemplar!


4 Kommentare:

  1. Schöne Kritik!
    Bin ja noch dran, aber bisher kann auch dir auf jeden Fall zustimmen!

    Nur eine Frage hätte ich: Wo ziehst du ihr Punkte ab, also was hat dir nicht so gefallen? Zumindest sieht man an Hand deine 4 Sterne, dass es wohl doch nicht perfekt war. Oder war es einfach das Gesamtpaket?
    *neugierig ist*
    :3

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    1. Danke :) fein, das freut mich!

      Gute Frage...die ich mir selbst schon gestellt habe und ich kann es gar nicht genau benennen, wieso es nicht 5 Sterne geworden sind...es ist ein wunderschönes Buch, aber es war dann wohl einfach das "Gesamtpaket" bzw. mein Bauchgefühl, weshalb es nur 4 wurden.

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  2. "Eine Geschichte, die zwar oft etwas traurig stimmt, einem im nächsten Moment aber gleich wieder ein Lächeln ins Gesicht zaubert."
    Das ist ein Satz, dem ich mich nur voll und ganz anschließen kann.
    Habe das Buch gestern beendet und weiß meine Gefühle auch nicht besser in Worte zu fassen.

    Liebe Grüße,
    Ramona

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    1. Hallo Ramona,

      das freut mich. Ich denke, dass der Satz das gesamte Buch sehr gut beschreibt.
      War beim Schreiben auch erstmal etwas sprachlos und hatte Probleme die richtigen Worte zu finden.

      Liebe Grüße
      Juliana

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