11. Dezember 2015

Rezension: "Pretty Girls" von Karin Slaughter


Harper Collins | 500 Seiten | ISBN: 9783959670074 | 19,90 € | Thriller

Eine glückliche Ehe, die im nächsten Moment zum Alptraum wird

Vor vielen Jahren habe ich von Karin Slaughter ein Buch nach dem anderen verschlungen. Neben Jilliane Hoffman und Tess Gerritsen war sie für mich eine der Thriller-Königinnen schlechthin. Dennoch ist es mittlerweile schon gefühlt knapp 10 Jahre her seit ich etwas von ihr gelesen habe. Mit ihrem neuesten Werk "Pretty Girls" wollte ich das nun ändern und habe es nicht bereut. 

Es beginnt alles mit dem plötzlichen Verschwinden eines jungen, hübschen Mädchens. Karin Slaughter zeigt, wie sich ein solch schwerer Schicksalsschlag auf die gesamte Familie auswirkt. Jeder geht auf seine Weise damit um. Aber keiner kann so wirklich damit abschließen. Kein Wunder! Allein der Gedanke an eine Situation wie diese, die Angst und Sorgen, die man aussteht, ist schlimm genug. Deine Tochter, Schwester, Freundin ist von heute auf morgen spurlos verschwunden. Die Ermittlungsarbeiten drehen sich im Kreis und je mehr Zeit vergeht, desto aussichtsloser wird es. Die Hoffnung sinkt, verschwindet aber trotzdem nie ganz. Du willst wissen was tatsächlich passiert ist, auch wenn die Chancen noch so gering sind, dass die geliebte Person wieder gesund zurückkommt. 

Der zweite Handlungsstrang spielt viele Jahre später. Ein Ehepaar trifft sich in einer Bar und wird kurz darauf in einer Seitengasse überfallen. Der Mann überlebt den brutalen Übergriff nicht. Und dann macht seine Frau Claire gleich nach der Beerdigung eine schrecklich Entdeckung. In seinen Sachen findet sie Filmmaterial. Aufnahmen, die so grausam sind, dass es ihr den Boden unter den Füßen wegzieht und sie ihr gesamtes Leben in Frage stellen lässt. Wer ist eigentlich dieser Mann, mit dem sie seit über 20 Jahren eine scheinbar perfekte Beziehung führt? Welche Geheimnisse verbergen sich im Dunkeln? Sie beginnt nicht nur an ihm, sondern auch an sich selbst zu zweifeln.

Karin Slaughter beweist auch mit diesem Werk wieder einmal, wie gekonnt sie verschiedene Handlungen miteinander verknüpft. Der Wechsel mehrerer Blickwinkel ist so gut beschrieben, dass ein gutes Gesamtbild entsteht. Wie eine Art Puzzle, das sich von Seite zu Seite zusammenfügt. Sie konfrontiert den Leser automatisch mit der Frage, ob und wie gut man Menschen wirklich kennt. Wie konnte sich Claire dermaßen hinters Licht führen lassen? Zwischendurch gerät man auch als Leser ins Wanken. Wer war ihr Mann wirklich? Zweifelt man zu recht?

Das Ende war für mein Verständnis nicht überraschend genug. Es war nichts, das man so nicht schon öfters gelesen hätte und war daher anderen Thrillern relativ ähnlich. Ein richtiger Überraschungseffekt blieb aus. Obwohl mir hier persönlich etwas gefehlt hat, hat es aber doch zur Story gepasst und war dadurch wieder in sich stimmig. 

Bei "Pretty Girls" handelt es sich um einen typisch amerikanischen Thriller. Er überschlägt sich nicht vor Ereignissen, verliert aber dennoch nicht an Glaubwürdigkeit und baut kontinuierlich Spannung auf. Wer schon andere Bücher von ihr mochte, wird auch dieses gerne lesen. Wer sich gerne von soliden Thrillern unterhalten lässt, macht mit diesem Buch nichts verkehrt! 


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