17. Oktober 2014

|| Rezension || "Bedroht" von Hans Koppel



Als Anna Erik in einer Bar kennen lernt, glaubt sie an einen harmlosen Flirt. Und so geht sie, anfangs zwar zögerlich, dann aber zunehmend interessiert, auf seine Avancen ein. Erik sieht sehr gut aus, und es schmeichelt ihr, dass er um sie wirbt. Aber Anna ist verheiratet, und sie hat ein Kind. Trotzdem landet sie in Eriks Bett. Als sie sich am nächsten Morgen verabschieden, ist Anna sicher, Erik nie wiederzusehen. Darin irrt sie gewaltig.


Mein erster Gedanke war, dass sich die Story nach einer Menge Spannung anhört. Ein einmaliger Seitensprung, der sich dann in eine Richtung entwickelt, die vorher nicht absehbar war. Da stellt man sich sofort die Frage, was anschließend passiert. Wie steht Anna zu Erik und wie Erik zu Anna? Was hat Anna überhaupt dazu gebracht, ihren Mann zu betrügen?

Das Cover des Paperbacks ist anders gestaltet  als das des Taschenbuches. Das hier zu sehende Cover mit der Frau, deren Gesicht zerkratzt ist, wurde meiner Ansicht nach besser gewählt. Es strahlt eine unbändige Wut und sofort etwas Beängstigendes aus. Nach dem Lesen wird die Bedeutung dieser Abbildung nur noch deutlicher.

Zunächst erhält man einen winzig kleinen Einblick in die Familie von Anna. Sie ist mit Lukas verheiratet und hat mit ihm gemeinsam eine Tochter, die die typischen Verhaltensweisen eines Teenagers an den Tag legt. Zusätzlich hat sie einen verantwortungsvollen Job bei einer Familienzeitschrift und ist insgesamt ziemlich ausgelastet. Als Leser spürt man, dass sie nicht richtig ausgeglichen und zufrieden ist. Der Alltagstrott hat sich in ihr Leben und vor allem in ihre Ehe eingeschlichen. Ein kurzes Wochenende mit zwei Arbeitskolleginnen, die gleichzeitig gute Freundinnen sind, in einem Hotel sorgt dafür, dass sie Erik kennen lernt. Erik ist um einiges jünger und fällt durch sein besonders gutes Aussehen auf. Nach dem kurzen Kennenlernen landet Anna mit Erik im Bett, was für sie eigentlich ein einmaliger Ausrutscher sein soll. Sie rechnet nicht damit, dass sie Erik schon sehr bald wieder begegnen und dass es dabei nicht bleiben wird.

Hans Koppel hat meiner Meinung nach einen eigenwilligen Schreibstil. Dies liegt vor allen Dingen an der relativ emotionslosen Darstellung der Geschehnisse. Die Sätze sind häufig kurz gehalten und auch die einzelnen Kapitel sind nicht besonders umfangreich. Obwohl sich das Buch dadurch schnell lesen lässt und man immer denkt "Ach, ein Kapitel noch und noch eins...eins geht noch..." hat es mir dennoch an Spannung gefehlt. Um ehrlich zu sein bin ich mit ganz anderen Erwartungen an dieses Buch herangegangen. Diese haben sich unter anderem an Erik gerichtet. Er war zwar unberechenbar und die Geschehnisse haben mir vereinzelt ein mulmiges Gefühl beschert, aber dennoch habe ich mir ihn nach dem Klappentext anders vorgestellt. Ich habe mit noch größerem Psychoterror gerechnet. Im Grunde sind es aber vor allem traumatische Erlebnisse aus der Kindheit, die Spuren hinterlassen haben. Erik konnte damit nie abschließen, sodass sich dies zunehmend in seiner Persönlichkeit niederschlägt. Und seine Unberechenbarkeit und Verzweiflung schlagen nach und nach in eine Bedrohung für Anna und ihre Familie um.

Insgesamt muss ich leider sagen, dass mich das Buch mit einem unzufriedenen Gefühl zurücklässt. Der Einstieg wurde mir vom Autor viel zu schnell abgehandelt, das Kennenlernen von Erik und Anna hatte ich mir zuvor anders vorgestellt und die zuvor erwartete knallharte Spannung lässt auf sich warten. Enttäuschend war für mich dann auch noch die Auflösung des Ganzen. Zwar gab es gegen Ende nochmal einen kleinen Überraschungsmoment, aber nichtsdestotrotz hat mir der Schluss nicht gefallen. Ich kann gar nicht genau sagen woran es liegt, aber für mich hat es sich nicht stimmig angefühlt. Mir war es dann doch abschließend ein bisschen zu viel von allem.


"Bedroht" verspricht eine Menge Psychoterror und nervenzerreißende Spannung. Dennoch konnte mich genau das nicht erreichen. Man spürt zwar die Verzweiflung von Anna und fühlt mit ihr, aber meine Erwartungen an diesen Thriller wurden nicht erfüllt. Ich habe es versucht, konnte mit dem Schreibstil des Autors jedoch leider nicht warm werden, sodass ich vorerst die Finger von seinen anderen Werken lassen werde. 


Format: Taschenbuch
Seitenanzahl: 432
Verlag: Heyne
ISBN: 978-3-453-43778-4

Meine Bewertung: 3 / 5


6 Kommentare:

  1. Du sprichst mir aus der Seele! Zwar kenne ich ein anderes Buch von ihm, aber meine Meinung dazu fällt gleich aus: super Idee, man ist sehr neugierig, aber der Autor kann es nicht herüberbringen :(

    Schöne Kritik, die mich nur bestätigt, keinen weiteren Versuch mit den Autor zu starten ;)

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    1. Und damit bestätigst du mir nur, dass ich seine anderen Bücher von meiner Wunschliste streiche!
      Sehr schade, weil seine Storys so interessant klingen, aber es ist wie es ist ;)

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    2. Japp, das ist sehr schade :(
      Denn manchmal verbessern sich Autoren ja auch, wenn sie die Kritiken aufnehmen..

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    3. Wohl wahr!
      Habe mich ja oft schon gefragt, ob es daran liegt, dass ich mit Autoren aus Schweden, Norwegen etc nicht so klar komme :D aber das kanns ja auch nicht sein :)

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  2. Mir ging es bei einem anderen Buch des Autoren genauso....leider!
    LG Martina

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    1. Dann stehen wir mit unserem Eindruck/unserer Meinung ja nicht allein da!

      Liebste Grüße
      Juliana

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