28. Dezember 2014

"28 Tage lang" von David Safier


Warschau 1943: Die sechzehnjährige Mira schmuggelt Lebensmittel, um im Warschauer Ghetto zu überleben. Als sie erfährt, dass die gesamte Ghettobevölkerung umgebracht werden soll, schließt sich Mira dem Widerstand an. Der kann der übermächtigen SS länger trotzen als vermutet. Viel länger. Ganze 28 Tage...

28 Tage, in denen Mira Momente von Verrat, Leid und Glück erlebt.
28 Tage, in denen sie sich entscheiden muss, wem ihr Herz gehört.
28 Tage, um ein ganzes Leben zu leben.
28 Tage, um eine Legende zu werden.

Kindler || 416 Seiten || Hardcover || März 2014


Zitate

„Ich glaubte nicht an Religion. Nicht an Politik. Und erst recht nicht an die Erwachsenen. Ich glaubte nur ans Überleben.“ Seite 13

„Jeder ist frei zu entscheiden, was für ein Mensch er sein möchte.“ Seite 45

„Ich glaubte nicht mehr an Gott, aber ein Teil von mir wollte noch auf ihn hoffen.“ Seite 137


Einstieg
David Safier wirft einen sofort rein in das Geschehen. Zusammen mit der sechzehnjährigen Mira ist man als Leser unterwegs im Warschauer Ghetto. Hier versucht sie durch Schmuggeln an ein bisschen Essen zu kommen, um so für ihre Familie zu sorgen. Safier gewährt damit direkt einen ersten Blick auf den harten Alltag, die ungeheuerlichen Strapazen und die noch härteren Erniedrigungen, die zur damaligen Zeit herrschten.
★★★★★

Protagonisten
Nach einem schweren Schicksalsschlag hat sich die Mutter von Mira zurückgezogen. Dies führt dazu, dass Mira automatisch in die Rolle der Mutter springt und sich in diesem Zusammenhang auch um ihre jüngere Schwester kümmert. Auf den Schultern von Mira lastet unheimlich viel Verantwortung. Allein diese Tatsache hat mich schon sehr beeindruckt. Neben Mira haben sich mir andere Charaktere ebenfalls auf ihre eigene Art und Weise ins Gedächtnis eingegraben. Mir persönlich ist es immer wichtig, dass ich zu den Protagonisten eine Verbindung aufbauen kann. Und das ganz unabhängig davon, ob ich die Personen mag oder nicht mag. Für mich müssen sie echt sein. Sie müssen eine Menschlichkeit ausstrahlen und dürfen dabei ihre Stärken und Schwächen haben. Safier ist dies hier bestens gelungen. Während des Lesens habe ich mit den einzelnen Charakteren mit gefiebert und gelitten. In einzelnen Momenten habe ich mich mit ihnen gefreut, in anderen habe ich ihre Verzweiflung gespürt. Indem man sie durch diese unfassbar grausame Zeit begleitet, wachsen sie einem ans Herz. Genau diese Identifikation mit den Protagonisten macht für mich eine einzigartige Geschichte aus.
★★★★★

Handlungsverlauf
Wie oben bereits erwähnt, ist man vom ersten Moment an mittendrin im Leben von Mira. Zwischendurch hatte ich das Gefühl als würde ich neben ihr stehen und das alles hautnah miterleben. Aufgrund der Thematik fiel mir das Lesen jedoch nicht immer leicht. Die Geschichte war zu keiner Zeit langatmig, aber trotzdem hatte ich zwischenzeitlich Schwierigkeiten mich gedanklich ganz auf das Gelesene einzulassen.
Durch die gesamte Handlung zieht sich aber auch ein roter Faden und man sieht wie sich die Situation im Land selbst und speziell im Ghetto immer weiter zuspitzt. Der Hass auf die jüdische Bevölkerung breitet sich von Tag zu Tag, von Stunde zu Stunde weiter aus. So wurde auch für mich als Leser das Entsetzen von Seite zu Seite immer größer.
★★★★☆

Schreibstil
Da ich die anderen Werke des Autors bisher nicht gelesen habe, kann ich nicht beurteilen, ob er diesen Schreibstil extra für diese Geschichte gewählt hat oder ob es generell sein Erzählstil ist. Aufgefallen ist mir jedoch, dass er eine eher schlichte und einfache Sprache verwendet. Trotzallem habe ich gespürt, welche Wortgewalt sich dahinter versteckt und wie viel der Autor auch mit einfachen Sätzen aussagt.
★★★★☆

Gesamtwertung
Mit diesem Buch hält man einen wahren Schatz in den Händen. Und ich muss gestehen, dass mir das erst auf den letzten Seiten in vollem Umfang bewusst wurde. Die Geschichte von Mira, Hannah, Ruth, Daniel, Amos und den vielen anderen Menschen hat mich tief berührt und wird noch lange Zeit nachwirken. 
„28 Tage lang“ ist eine Geschichte, die zwar in einigen Teilen fiktiv ist, aber gleichzeitig die Realität widerspiegelt. Eine Geschichte, die den Leser mit einer elementaren Frage konfrontiert.
Was für ein Mensch willst du sein?
★★★★★



7 Kommentare:

  1. Eine wunderschöne Rezi und man merkt, dass dies nun ein Buch ist, welches evtl. demnächst auch einmal öfters erwähnt wird^^ Da ich ein großer Fan der Geschichte bin und auch der Zeit der Weltkriege und damals zu Schulzeiten unendlich viele Vorträge über das Thema 2. WK gehalten habe, landet dieses Buch sofort und endgültig auf meiner WuLi.
    Bin immer wieder erstaunt, was man doch alles verpasst, wenn man sich die KT nicht durchliest. Bei diesem Buch hätte ich vielleicht auf eine 28-tägige Entführung oder so getippt und es nicht weiter beachtet. So kanns gehen.
    Danke für den Tipp.

    Liebste Grüße
    Andrea

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  2. Auch bei mir klang es erst nach dem Beenden so richtig nach! Eine sehr berührende Geschichte!
    Liebe Grüße
    Martina

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  3. Schön, wenn es dir gefallen hat :)

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  4. Schöne Kritik, die auch nicht zu viel verrät ;)
    (hatte ich bei dem Buch schon...zum Glück hatte ich es schon gelesen...)

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  5. Schöne Rezi! (:
    Da landet das Buch eindeutig auf meiner Wunschliste. Ich hatte es schon einmal kurz in der Hand allerdings habe ich mir den Klappentext gar nicht richtig durchgelesen, sondern nur das Cover angeschaut, das ich wirklich toll finde.
    Mit deiner Rezi hast du mir aber gezeigt, dass ich das Buch wohl lieber mal umgedreht hätte (:

    Liebe Grüße, Anna (:

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  6. Das Buch will ich auch unbedingt noch lesen, deine Rezension hat mich darin gerade nochmal sehr bestärkt :-)

    Liebe Grüße, Kathi

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  7. 28 Tage habe ich auch schon länger auf der WL, denn das Thema interessiert mich sehr. Aber David Safier kennt man doch aus einer anderen Ecke, daher habe ich bisher schon gezögert.

    Liebe Grüße,
    Nicole

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